Interview
Maurice Prischmann

Maurice Prischmann: Ich bin Maurice Prischmann, bin 24 Jahre alt und seit 2018 hier im Unternehmen. Und ich glaube, zusammenfassen kann man das, was ich mache, sehr gut als Außendienstmitarbeiter. Also alles, was mit Kunden zu tun hat, hauptsächlich die Zähler-Ablesung, dafür bin ich mit zuständig.

Julia Ures: Waren das von 2018 an, also schon von Beginn an Ihre Aufgaben, oder hat sich das im Lauf der Zeit verändert?
Maurice Prischmann: Das hat sich im Laufe der Zeit verändert. Als ich angefangen habe, hatten wir gerade die Umstellung von Westfalen Weser Netz auf die Stadtwerke Paderborn, was die Wasserbelieferung anging. Und es mussten Tausende von SEPA-Mandaten neu erfasst werden. Mit meiner Kollegin Miriam Croft haben wir die ersten Monate nur diese SEPAs ins System gehackt. Und je weiter sich diese Datenmigration hingezogen hat und wir auch Richtung Ende gekommen sind, kamen dann für mich die Zähler-Ablesung und auch Marketingaktivitäten dazu. Also: auf Messen mitarbeiten, diese vorzubereiten bzw. hauptsächlich Melanie Stielow zu unterstützen, sei es der Aufbau oder sehr gerne machen wir auch Spiele für Kinder, wenn das die Veranstaltung zulässt – und das ist mein Aufgabenbereich.

Julia Ures: Das heißt, Sie sind sehr stark im Kundenkontakt…
Maurice Prischmann: Ja, im Büro eher weniger. Ich war vorher noch sehr viel am Empfang. Das hat jetzt die Frau Wall übernommen. Da mache ich dann nur noch die Urlaubsvertretung oder Krankheitsvertretung. Aber im Außendienst habe ich eigentlich schon immer sehr viel Kundenkontakt. Ja, das ist richtig.

Julia Ures: Was ist für Sie das Spannende daran, mit den Kunden so eng im Kontakt zu sein, deren Fragen zu beantworten und vielleicht auch manchmal Vorbehalte zu hören?
Maurice Prischmann: Ich glaube, dadurch, dass es draußen und nicht im Büro stattfindet, ist das Setting ein anderes. Also, ich befinde mich ja bei dem Kunden in der Wohnung, im Haus, im Keller. Und ich glaube, da hat man irgendwie nochmal einen anderen Draht zum Kunden. Man ist schneller auf der persönlicheren Ebene, weil es auch nicht immer darum geht, einen Vertrag abzuschließen oder ähnliches. Wir reden in solchen Momenten hauptsächlich über Zähler-Ablesung, darüber, wenn der Zählerstand nicht passt oder der Zähler defekt ist. Da ist dann die weitere Vorangehensweise zu erklären. Diese Gespräche können zwei Minuten dauern. Manchmal ist man aber auch eine halbe Stunde beim Kunden und quatscht über Gott und die Welt. Das ist auch immer sehr schön. Dann geht es manchmal auch ein bisschen weg vom Fachlichen, aber finde ich auch sehr spannend – und auch sehr schön.

Julia Ures: Unterliegen Sie eigentlich der Schweigepflicht?
Maurice Prischmann: Ja, dazu hatten wir eine spezielle Datenschutzschulung. Das heißt, ich muss, wenn ich meine Unterlagen führe, darauf richtig aufpassen. Ich darf anderen Kunden gegenüber natürlich auch nicht sagen, wo ich war, bei wem ich war oder ähnliches.

Julia Ures: Ich kann mir vorstellen, dass Sie schon, wie Sie es beschrieben haben, sehr viel sehr Persönliches mitbekommen. Gibt es auch Dinge, Gespräche, Schicksale, die Sie belasten?
Maurice Prischmann: Natürlich höre ich viel Persönliches. Da versuche ich dann die Distanz zu wahren. In meiner Funktion als Zählerableser werde ich schon manchmal gern als offenes Ohr gesehen, bei dem man Ballast abwerfen kann. Da versuche ich dann immer die Professionalität zu wahren und wieder höflich zum Fachlichen zurückzurudern. Aber dass es mich wirklich belastet, kommt eigentlich eher nicht vor.

Julia Ures: Wir alle haben schon vom Mißbrauch des Zählerablesens gehört, dass sich Kriminelle damit versuchen Zutritt zu Wohnungen und Häusern zu verschaffen. Wie gelingt es Ihnen, als echter Ableser an der Haustür Vertrauen zu schaffen?
Maurice Prischmann: Damit wird man schon wirklich oft konfrontiert. Sehr viel macht es schon aus, wenn man mit einem Stadtwerke E-Smart vorfährt. Und natürlich ein seriöses und freundliches Auftreten. Zudem habe ich immer eine Vollmacht dabei. Die ist von unserem Geschäftsführer unterschrieben und es steht auch meine Personalausweisnummer drauf. Das können Kunden sehr gerne kontrollieren, es wird aber sehr selten gemacht. Ich glaube einfach, weil ich eben durch mein Auftreten Professionalität vermittle. Und, klar, die Nachfrage kommt vor, viele entschuldigen sich auch gleich im nächsten Moment, wenn sie sehen, dass alles Hand und Fuß hat und ich wirklich von den Stadtwerken komme. Aber das darf man nicht persönlich nehmen, das ist das gute Recht der Kunden. Ich trete zu ihnen ins Haus, muss mir Zugang verschaffen, um den Zähler abzulesen – und da finde ich es komplett legitim, wenn man da mal nachfragt: Hat das überhaupt seine Richtigkeit?

Julia Ures: Eben haben wir schon über das Thema Datenschutz und Schweigepflicht gesprochen. Gibt es vielleicht ein oder zwei Anekdoten, die Sie anonymisiert erzählen können? Ich kann mir vorstellen, da gibt es auch ungewöhnliche Situationen an den Haustüren oder dort, wohin Sie kommen…
Maurice Prischmann: Ja, teilweise schon! Wenn die Kunden selbst nicht wissen, wie die Installation funktioniert, kann es schon mal lustig werden. In der Regel hat ein Haus einen Hauptwasserzähler und was danach mit dem Wasser passiert, das ist für uns als Stadtwerke nicht wichtig. Für uns ist entscheidend: Wir messen das Wasser, das durch den Hauptzähler läuft, das rechnen wir ab und damit sind wir fertig. Teilweise findet man aber auch Situationen, da sind dann zwei Zähler in einer ganz komischen Konstellation angebaut oder ein Abrissunternehmen hat vergessen, den Zähler abzumelden bzw. zu sagen, dass dieser jetzt abgerissen wird. Dann findet man auch mal einen defekten Zähler vor, also komplett zerschlagen. Man findet sich auf sehr vielen Baustellen wieder. Und, was auch immer sehr schön ist: Viele wissen gar nicht, wo der Zähler ist. Und wenn man jetzt beispielsweise bei Unternehmen ist oder städtischen Betrieben oder ähnlichem, dann kann so eine Suchaktion auch mal dauern. Das längste waren, glaube ich, anderthalb Stunden, die habe ich bei einem Neubau mit dem Hausmeister und Architekten gemeinsam den Zähler gesucht und keiner wusste, wo er war. Bis wir irgendwann drauf gekommen sind: Es gibt Schachtzähler. Die sind dann irgendwo auf dem Gelände, da ist ein schwarzer Schacht. Aber wenn das Gelände ein paar Hundert oder Tausend Quadratmeter hat, dann sucht man sich erst einmal ein bisschen die Finger wund, bis man ihn findet.

Julia Ures: Jetzt haben wir über das Draußen gesprochen, über Ihre Tätigkeit als Außendienstmitarbeiter bei den Kunden. Wie erleben Sie hier im Haus die Zusammenarbeit, intern im Team?
Maurice Prischmann: Ich finde es sehr schön! Gerade auch, weil ich vorher bei einem relativ großen Energie-Dienstleister in Chemnitz gearbeitet habe – und hier können wir die Mitarbeiter an einer Hand abzählen. Das finde ich einfach sehr schön. Wir sind sehr jung. Ich glaube, ich bin mit Niklas Arens der Jüngste hier. Und man kann jeden fragen, egal worum es geht. Und wenn der es nicht weiß, dann wird man weitergeschickt. Aber man kann hier jeden fragen. Das gefällt mir gut. Man ist nicht darauf fokussiert: für diese Aufgabe habe ich „den Hut nicht auf“, sondern wenn man selber nicht weiß, wer dafür zuständig ist oder wer da am besten Bescheid weiß, dann wird man gerne weitergeleitet und das finde ich einfach sehr schön.

Julia Ures: Sie sprechen das Alter an. Gerade bei, sagen wir, Youngsters, ist es nicht selbstverständlich, dass sie auch ihre Ideen gut unterbringen können, von anderen gehört werden. Vielleicht heißt es da manchmal: ‚Sei du erst einmal zehn Jahre im Geschäft…‘ Welche Kultur gibt es hier bei den Stadtwerken Paderborn mit jungen Menschen und deren Ideen umzugehen?
Maurice Prischmann: Wir haben einen Kollegen, der sagt immer: „Prozesse leben“. Also, es gibt kein: ‚Wir haben das schon immer so gemacht‘, sondern wenn sich ein neuer Sachverhalt auftut, dann wird geschaut: Passt der Prozess? Und wenn es einen Verbesserungsvorschlag gibt, dann wird der Prozess verbessert. Egal, ob das jetzt von meiner Seite aus oder vom Geschäftsführer kommt. Das wird auch immer sehr ernst genommen. Was ich auch sehr schön fand: An meinem ersten Arbeitstag wurde ich gefragt, wie ich am besten lerne. Das fand ich sehr eindrucksvoll, denn man hätte auch sagen können: hier ist eine Ablaufbeschreibung, so wird es gemacht, fertig. Nein, ich wurde aktiv darauf angesprochen: Wie machst du es am besten? Learning by doing? Möchtest du Dir als Erstes etwas durchlesen ? Und das ist mir sehr in Erinnerung geblieben. Da habe ich mich auch direkt sehr gut aufgehoben gefühlt.

Julia Ures: Wie und wo sehen Sie Ihre Zukunft hier bei den Stadtwerken?
Maurice Prischmann: Ich habe mich erst im April 2021 neu orientiert. Ich habe vorher Lehramt studiert und studiere jetzt seit dem 1.4.2021 Wirtschaftswissenschaften. Ähnlich wie eine andere Kollegin, die auch als erstes Lehramt studiert hat und jetzt hier ihre Ausbildung macht. Ich hoffe, meine Zukunft werde ich noch viele Jahre mit den Stadtwerken gemeinsam gehen. Das Kaufmännische gefällt mir dann doch sehr. Obwohl ich zu Anfang in eine gewisse Antipathie hatte. Aber dann, wenn man es wirklich macht: Es macht Spaß, vor allem der Kundenkontakt. Ihn finde ich am schönsten. Und ich hoffe, dass ich noch gemeinsam ein paar Jahre zusammen gehen werde mit den Stadtwerken.

Julia Ures: Dann kann man schon sagen, dass auch Ihre Arbeit hier Ihren weiteren Lebensweg verändert hat?
Maurice Prischmann: Ja! Also meine Freundin sagt auch immer: das war mal ein Nebenjob und nimmt jetzt auch viel Zeit in Anspruch. Denn ich bilde mich ja diesbezüglich auch weiter. Und seinerzeit hätte ich jetzt auch nicht gedacht, dass aus dem Nebenjob neben meinem Studium nachher einmal meine Haupttätigkeit wird.

Julia Ures: Dann darf ich viel Erfolg für den weiteren Werdegang wünschen und mich sehr herzlich für das Interview bedanken.
Maurice Prischmann: Ich bedanke mich auch.

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